Heteroküsse auf Queerpartys. Oder: Raumaneignungen.

Ich war neulich auf einer Soliparty zur Finanzierung einer größeren LSBTIQ-Veranstaltung. Die Party ist eine der größten in Hamburg, die sich noch unter dem Label queer verorten lässt, insofern ist klar, dass ziemlich viele Leute dahin gehen.
Trotzdem war ich zwischendurch ziemlich erschrocken, als ich mich auf der Tanzfläche plötzlich mit drei eng umschlungenden knutschenden Hetenpärchen konfrontiert sah.
Und ich so: Ey! Auf einer Queer-Party?!?

Okay, Kontextualisierung, denn so überraschend ist es ja doch nicht.

Wie gesagt, die Party ist sehr groß und viele (auch heterosexuelle) Leute gehen dahin.

Genau, es ist eine Party, da knutschen Leute, auch mal als Paar und auch mal eng umschlungen (das klingt so gut, das muss ich öfter schreiben).

Und wahrscheinlich ist das genau das, was gemeint ist, wenn Leute sich über die hetero Vereinnahmung von queer beschweren. Also eigentlich langweilig, das hätte ich wissen können.

Aber ich war so genervt, dass es mich Teile des Abends gekostet hat und mich diesen Text schreiben lässt.

Und jetzt muss ich dringend genauer werden, denn so, wie es da steht, bleiben zu viele Fragen offen.
Was genau fand ich denn so problematisch? Ich sehe schließlich jeden Tag knutschende Heteropärchen.

1. Woher will ich denn wissen, dass das Heteropärchen waren?
Das stimmt, ich sollte nicht nach Äußerlichkeiten gehen und einfach mal so Leute paarweise zu Heter@s erklären, nur weil sie gerade auf einer Party knutschen.

2. Wenn die Party queer ist, ist sie im Grunde offen für alle, die sich mit dem Label wohl fühlen oder auch nur Freund_innen haben, die sie gerne begleiten und sich mit ihnen solidarisieren wollen.

3. Was stört denn so massiv an knutschenden Paaren? Lass sie doch.

Für mich interessant wird es an der Stelle, an der ich mein Erlebnis mit anderen immer wieder ähnlichen Erlebnissen kurzschließe und meinen (knips) soziologisch motivierten Blick einen Moment länger darauf ruhen lasse.

Es ist nämlich nicht die erste queere Party, auf der mir das passiert. Es gibt viel mehr ein sehr deutliches Muster: Auf vielen queeren Partys, die keine strengen Einlassregeln haben und_oder keine wenig öffentlich angekündigten Subkulturveranstaltungen, sondern eher groß und frei zugänglich sind, passiert früher oder später folgendes:
Relativ zentral im Raum fangen Paare, die sich auf den ersten und zweiten und dritten Blick als Cismann und Cisfrau einordnen lassen, an, ihr Paarsein zu zelebrieren, meist durch intensives Rumknutschen. In diesem Fall durch Rumknutschen nichttanzend auf der Tanzfläche, also auch noch als Hindernis für alle, die tanzen wollten.

Die Frage ist: Warum auf der Queer-Party? Und warum so sichtbar, mitten im Raum? Und warum eventuell auch noch nichttanzend einen Tanzplatz einnehmend?

Und was mein queerfeministischer soziologischer Hirnlappen (no, don’t trust me on this) dazu ausspuckt:

Dies ist ein queerer, ein lesbischer, ein schwuler, ein bi, manchmal ein trans*, manchmal ein inter, ein bisschen ein poly, jedenfalls ein subkultureller Raum. Im Verhältnis zum hegemonialen Raum ist dieser Raum pervers, er ist anders und er folgt anderen Regeln. Die Regeln, denen er folgt, müssen innerhalb der Subkultur gelernt werden, das geht nicht über Queer-101-VHS-Kurse, sondern erfolgt subtil, gebunden an die Freund_innenschaften, die politischen Zusammenhänge, die Aktionsgruppen, zu denen eins sich zugehörig fühlt und Zugang hat.
Eine Regel in einem queeren Raum ist beispielsweise, dass sich Leute hier erholen können von den heteronormativen Zumutungen, denen sie täglich ausgesetzt sind.

[Queer – eingeschoben – ich pauschalisiere hier: Alle der oben genannten Kategorien haben wiederum sehr ausdifferenzierte Regeln in Bezug auf ihre sehr ausdifferenzierten Räume. Diese Regeln überschneiden sich teilweise, schließen sich aber an anderen Punkten aus oder sind zumindest weit voneinander entfernt, beispielsweise was die schwule+ und die FLT-BDSM/“rough sex“-Szenen angeht.]

Und ja: Knutschende Heteropärchen können eine heteronormative Zumutung sein. Denn sie sind eine Erinnerung daran, was in der Öffentlichkeit geht und was nicht. Sie sind eine Darstellung von Machtverhältnissen und schließlich: Sie sind aufdringlich in ihrer fröhlichen Unbesonnenheit.

Womit ich wieder zu meinem Punkt 1 komme: Wie kann ich denn sagen, ob das wirklich ein Hetero-Pärchen ist?
Genau genommen kann ich das nicht sagen. Was ich aber sagen kann ist, dass es sich hier um Pärchen handelt, die kein Gespür für den subkulturellen Raum mit seinen eigenen Regeln haben, in dem sie sich gerade bewegen. Das kann ich sagen, weil ich sehe und spüre, dass die gemeinten Pärchen gerade grundlegende (manchmal) unausgesprochene (manchmal auch nicht) Regeln dieses Raumes verletzen und missachten. Und das ist ein Luxus, nebenbei bemerkt.

Aber der queere Raum soll doch offen für alle sein.
Und das ist er auch (leider, manchmal). Trotzdem geht es auch anders und ich wage zu behaupten, dass der queere Raum eigentlich nur offen für all diejenigen ist, die Lust haben, sich mit den heteronormativen Regeln dieser Gesellschaft kritisch auseinanderzusetzen und ggf. auf bestimmte Handlungen an diesem speziellen Ort zu verzichten, weil sie wissen, dass diese Handlungen eine heteronormative Zumutung darstellen können in einem Raum, der dahingehend eigentlich als Oase gedacht ist.
Und es tut weh zu sehen, dass im Umkreis um die knutschenden Pärchen viele eingeschränkter werden, beobachten aber nicht aktiv werden, sich benehmen wie da draußen und nicht mehr wie auf der queeren Party, dem temporären Zuhause.

Heißt allerdings auch, knutschende Heteropaare auf Queer-Partys: Ihr merkt das vielleicht nicht, aber um euch rum sind viele, viele, die euch ganz genau im Blick haben, euer Tun analysieren und ganz genau merken, was ihr da tut. Und wir* reden darüber, ja, auch das.

*[Sorry again: Dieses wir ist sehr pauschal und ich hab es hier als emotionalen Ausrutscher eingesetzt. Gemeint sind viele oder auch einige, unter anderem ich, der_ ich mit Freund_innen über solche Vorkommnisse rede, sie analysiere, nebenbei auf der Party, länger im Nachhinein, mit Anlass oder auch ohne. Jedenfalls: Knutschende Heteropaare an queeren Orten gehören zu einem subkulturellen Wissen, wie Heteronormativität und Dominanz produziert wird.]

Und surprise (or not): Es geht nämlich auch anders. Ich kenne und sehe genug Heter@s oder Leute, die in Heterobeziehungen sind, die auf bestimmte Verhaltensweisen und Re_Präsentationen von Heterosexualität in queeren Räumen verzichten. Und ich nehme an, dass sie das tun, weil sie sich mit den Räumen auseinandergesetzt haben und ebenso die Regeln gelernt haben. Und btw: Das ist ein Abend des Verzichts.

Wenn ich nach Gründen für heterosexuelle Performances in queeren Räumen suche, dann lande ich sehr schnell bei Aneignung.
Ich gehe davon aus, dass die Tanzfläche blockierende knutschende Heteropärchen dem Drang nachgehen, in diesem (huch!) perversen, anderen, queeren, nicht einschätzbaren und verunsichernden (denn ich habe die Regeln nicht verstanden!) Raum die eigene, gesellschaftlich dominante Normalität wieder herstellen zu müssen. Demonstrativ (in der Mitte des Raumes) zur Schau gestelltes (das kommt euch vielleicht nicht so vor, anderen aber umso mehr) hetero erscheinendes Knutschen ist also im Grunde genommen eine Re-Aneignung des Raumes, ein Besetzen eines temporär nicht-normativen Ortes. Es ist eine stabilisierende Reaktion auf die Verunsicherung der eigenen heterosexuellen Identität. Es ist eine Demonstration, wer sich gesellschaftlich was leisten kann, ohne sanktioniert zu werden.
Im Grunde ist es auch ein sehr verdrehtes Eingeständnis: Diese Umgebung macht Angst, die Queerness, das Unverständliche, das Andere und das Perverse, es ist nicht aushaltbar, wenn es nicht sofort als etwas markiert wird, zu dem ich nicht gehöre.

In diesem Moment wird den übrigen Besucher_innen der Veranstaltung gezeigt, dass sich hier einige nicht den Regeln des Raumes beugen wollen und es auch nicht müssen. Also wird ein Machtgefälle wieder_hergestellt, das sowieso schon existiert, auch in diesem Raum, immer.
Und präsentiert wird eine Performance, die sich so viele andere Räume schon angeeignet hat und sich problemlos zeigen kann, warum also nicht auch hier: Heterosexualität, ein ganz bestimmtes, normativ an Gender gekoppeltes Verhalten, Paarnormativität und die Normalisierung des Austausches intimer Tätigkeiten an allen denkbaren Orten. Aber eben nur heterosexueller Tätigkeiten.

tl;dr1: Leute, da draußen stehen euch zig andere Partys, öffentliche und private Veranstaltungen, der öffentliche Raum etc. zur Verfügung, um eng umschlungen rumzuknutschen. Eine Party wie diese gibt es in Hamburg genau zwei mal im Jahr. Warum also hier?

tl;dr2: Liebe heteronormative Menschen, eine queere Party bedeutet nicht, dass alle Normativitäten hier erst recht ihren Platz haben. Rumknutschen kann nicht verboten werden, aber euch sollte klar sein, dass – wenn ihr in queeren Räumen auf diese Art Heteronormativität produziert – ihr gerade aktiv subkulturelle Räume, Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten zerstört.

Nachtrag 1: Natürlich bin ich nicht der_ erst_e, der_ dazu was geschrieben hat. Deshalb auch z.B. bitte hier lang zur Mädchenmannschaft: Hat jemand „Knutschverbot“ gesagt?! – Critical Hetness 101

Nachtrag 2: Es gab sofort die Nachfrage, für wen meine Kritik gelte, ob sie sich auch auf Personen bezieht, die als cisheter@ durchgehen. Dazu schreib ich noch mal was in einem separaten Text.

41 Gedanken zu „Heteroküsse auf Queerpartys. Oder: Raumaneignungen.

  1. ihdl

    meine these wäre (und vielleicht ist das zu versöhnlich gegenüber meinen begehrensformengenoss*innen): die knutschenden hetenpärchen lesen den raum gar nicht als *andere* subkultur, sondern der raum bleibt im subkulturbrei der linken alternativen partyszene, wo die gemein(t)en heten nicht unterscheiden, ob es gerade die queere soliparty an diesem samstag oder die antifasoliparty am letzten freitag oder die refugeesoliparty am nächsten samstag ist, auf der sie knutschen. will sagen: der raum ist für sie möglicherweise gar nicht so stark anders markiert, dass er eine reaktion auf irgendwas evoziiert. es sind ja immer die selben wände.
    wenn das so wäre, wäre das thoughtlessness, planlosigkeit, und immer noch aneignung und kritikwürdig. vielleicht würde es aber eine andere politik erfordern, als wenn die annahme zutrifft, dass das eine (unbewusste) reaktion auf die identitätskrise durch queere präsenz ist. (vielleicht auch nicht.)

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    1. laufmoos Artikelautor

      Hm, okay, das könnte natürlich auch für viele sein. Wahrscheinlich eine Mischung? Anders kann ich es mir nicht erklären, dass einige Hetero-Performances halt einfach sehr gestresst/angestrengt/jetzt-erst-recht wirken. (Oder ich kenne mich einfach nicht mehr so richtig mit Hetero-Performances in heterodominierten Räumen aus o.O)

      Was ich auf jeden Fall herausstechend finde ist das immer wiederkehrende Erlebnis _extrem_ Raum einnehmender Leute. Siehe Satz oben. Da vermute ich schon irgendeine Art Abwehrreflex, weil es so anders ist, als das, was ich auf der Straße oder anderswo erlebe.

      Was ich auch schon gehört habe ist die Argumentation Richtung: „Hier ist alles möglich, das steckt mich so an, da kann ich auch loslegen.“ Was vielleicht noch eine andere Richtung ist, allerdings auch irgendwie mal kritisch in Richtung Raumplanung gehen könnte.

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    2. Mike

      Ich erlebe Cisheten, die sich in allen linken alternatven Bereichen – wie Gruppen, Plena, Wohnprojekte, Konzerte & Partys – so verhalten, wie es nach obigem Text auf einer Queerparty wünschenswert wäre: Sie nehmen sich zurück. Sie wissen um die Anwesenheit von Menschen in allen Bereichen.

      Queere Menschen tauchen für sie bewusst nicht nur auf Queerpartys auf, sonder sollen überall Raum finden, aktiv sein können und Politik mit_gestalten können.
      Wünschenswert, wenn mehr Menschen verstehen, begreifen könnten, was Raumgreifung bedeutet und dass es etwas Aktives ist, das SIE tun. Und ihr Verhalten anpassen an ein neues Bewusstsein/Awareness.

      Wie immer: Viel Gerede ist dafür notwendig und viele sind es Leid und ziehen sicher lieber zurück, wie auch ich gerade. (keine Kritik am Zurückziehen, es ist auch notwendig)
      Umso mehr Danke für diesen Text. Viele gute Worte für das, wie ich mich oft fühle in solchen Situationen.

      Und wenn ich wütend, traurig und zu erschöpft von dieser miesen Welt bin, wünsche ich mir ein bisschen mehr davon: http://asset-8.soup.io/asset/7315/8169_8722.png (comic, darstellung von hetengeknutsche am anfang)

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      1. laufmoos Artikelautor

        Dear Mike,

        definitiv keine Kritik am Zurückziehen!
        Vielmehr ist das nachvollziehbar und gut zwischendurch und – wenn eins will – auch für lange, länger oder auch immer.

        Thanks.

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    3. Nee

      Vielleicht sind es auch gerade die Pärchen, die auch auf den Partys, die nicht in einer Subkultur stattfinden, mitten auf der Tanzfläche stehen.
      Mich als hetero Cis-Frau stören sie auch im heteronormativen Raum, wenn auch in einem ganz anderen Kontext. Die Tanzfläche ist zum Tanzen vorgesehen, nicht für den statischen Austausch von Körperflüssigkeiten.

      Vielen Dank für deinen Text, laufmoos.

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  2. Steinmädchen

    Vor einer Woche war ich in einer anderen Stadt auf eben so einer queeren Party. Ich bin sehr gereizt und enttäuscht nach Hause gefahren. Ich glaube ihdl hat Recht mit dem Punkt, dass es von vielen nicht als andere Subkultur ausgefasst wird. Es ist einfach nur eine Alternative Party. [ironie] Und echt mal, es ist doch schon voll aufgeschlossen und supportiv von den heten, immerhin gehen sie auf eine perverse party! [/ironie] Ich glaube dieses queer, wie so eine Party ausgelebt wird (nicht von allen, aber eben von _zu_ vielen), ist ein bisschen wie grün wählen. Man kann sich so ein bisschen alternativ und moralisch wertvoll fühlen, braucht aber nichts an den eigenen Privilegien verändern.
    Ich merke, wie ich imme rmehr abgeschreckt werde, auf eine Queer Party zu gehen. Denn wenn knutschende Hetenpärchen sonst schon genug nerven – in diesen Räumen tut es richtig weh. Und das macht es noch schwerer zu intervenieren. Einen sexistischen Typen setze ich einfach vor die Tür. Aber das Hetenpärchen, dass sich zwischen mich und die Person schiebt mit der ich gerade auf der Tanzfläche bin, das löst erstmal eine Schockstarre aus, weil ich nicht verstehe, wie man so ignorant sein kann.
    Danke dir für diesen Text!

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    1. laufmoos Artikelautor

      🙂 Bitte!

      Ich finde den Vergleich mit den Grünen sehr treffend, zumindest vermute ich das bei einigen Partygänger_innen.

      Deinen Vergleich mit dem sexistischen Typen finde ich sehr wichtig, das war auch im Nachhinein der beschriebenen Party aufgekommen, ich hab aber vergessen, es in den Text einzubauen:
      Während es bei Sexismus inzwischen (naja, auf einigen linken Partys, räusper) Interventionsmöglichkeiten und ein Wissen um die Diskriminierung gibt, ist heteronormatives Verhalten und insbesondere Küssen sehr schwer diskutierbar, weil es so „unschuldig“ daherkommt und m.E. bisher nahezu keine Heteronormativitätskritik mit Eingang in linke Räume gefunden hat. Die Übergriffigkeit von Knutschen ist eine andere und bisher nicht besonders diskutierte.
      Hier wäre es ganz hilfreich, Übergriffigkeit über Körperkontakt hinauszudenken und auch mit Raum und Verhaltenskodizes kurzzuschließen. Auf jeden Fall ein super Hinweis, danke!

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  3. Philip

    Mir fiel nach dem Lesen beider Texte (und der Erinnerung an eine ähnliche Situation) im Gespräch noch etwas zur „Gedankenlosigkeit“ ein, das noch ein etwas anderer Aspekt ist als bei ihdl:

    Mit Privilegien geht ja auch immer eine Selbstverständlichkeit einher: Das eigene Umfeld, das Erleben der Welt läuft vergleichsweise reibungslos, man passt überall gut rein, muss sich wenig erklären und hinterfragen. Derartig widerspruchslos durchs Leben zu gehen führt, glaube ich, zu dem Fehlschluss, der die von dir angesprochenen Leute gar nicht merken lässt, was sie da tun. Ist ja in der eigenen Erfahrung immer okay gewesen, was man so macht und wird jeden Tag wieder bestätigt und bestärkt.

    Das wäre dann, wenn man so will, das Argument a la „Hanlon’s razor“: („Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist.“) Macht es leider nicht weniger ärgerlich, das Ganze. Und ich bin mir leider recht sicher, schon auf beiden Seiten gestanden zu haben. :/

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    1. laufmoos Artikelautor

      Ich hoffe, das ist nicht ganz so rübergekommen: Ich schreibe Leute per se nicht Böswilligkeit zu. Eigentlich eher das, was Du schreibst: Eine Unkenntnis der Struktur des Raums gegenüber, die sich aus Privilegien ergibt, weil der Raum sonst nicht genutzt werden muss. Aber das mit den Privilegien ist dabei schwammig, weil es genug Leute gibt, die trotz der Privilegien, andere Räume nutzen zu können, sich entscheiden, auf die Regeln dieses Raumes einzugehen und sie zu „lernen“.

      Da wird’s vielleicht psychologisch: Auch wenn ein Verhalten nicht böswillig ist, kann es trotzdem eine Abwehrreaktion von etwas sein, das nicht verstanden wird bzw. eine Stabilisierung der eigenen, eventuell plötzlich gefährdeten Identität. Und ich denke, dass die Angst, als schwul oder lesbisch wahrgenommen zu werden, bei einigen unterschwellig da ist und Reaktionen verursacht, die gar nicht böswillig gemeint sind. Mein Ex hat mir bspw. nach meinem Trans*Outing ihm gegenüber gesagt, dass das nicht heißt, dass er jetzt schwul sei. Das war nicht böswillig und von ihm wahrscheinlich auch eher unbedacht geäußert, aber es war eine 1A Performance von hegemonialer Identitäts-Wiederherstellung, die eventuell unbemerkt durch meine Gender-in-Beziehung-Verschiebung in Gefahr gebracht worden war.

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  4. ihdl

    ich stelle mir vor, dass all diese erklärungsansätze zusammen auftauchen und ausgelassen zusammen feiern (im kreis tanzend, die handtaschen stehen in der mitte): die mehr-fach-privilegierte gedankenlose tanzt mit der nicht so mehrfach-privilegierten, die sich heute abend auch mal traut ihren ass zu shaken, weil sie merkt, dass in diesem raum normen überschritten werden, während die szene-nase, die gar nicht auf die idee kommt, dass das heute abend nicht ihr raum ist, mit den abwehrreflexen knutscht. und dann ist da noch ein*e queere szene newbie, deren verunsicherte blicke falsch gelesen werden, weil leute sie in dieser zusammenstellung für yet another heter@ im queeren raum halten.

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    1. laufmoos Artikelautor

      Dear ihdl,

      jepp, danke für die Vervielfältigung der Möglichkeiten im Handeln, wo ich sehr eindimensional war.

      Während ich es wichtig finde, die von Dir beschriebenen mehrfachen Verhaltens-/Blick-/(Wieder-)Erkennungs- oder Aberkennungsachsen mitzudenken, fände ich es trotzdem auch schön, einen Gedanken länger bei Verhalten im Raum zu lassen.
      Ich hab das Gefühl – auch wegen einiger Kommentare und einiger, die ich nicht freigeschaltet habe / freischalte, dass das Verknüpfen von Verhalten mit Handlung mit Aus_Wirkung teilweise sehr schwierig zu denken ist. Und wahrscheinlich noch schwieriger wird, wenn es um ein Umarbeiten gehen könnte.

      Und einen Extra-mit-Liebe-gebackenen Muffin für den poetischsten Kommentar hier. 🙂

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  5. anna-sarah

    Ich glaube total, dass die im Text beschriebene übergriffige und ignorante Form der Raumnahme auch ganz viel mit diesem Punkt zu tun hat, also dass dieser Punkt ein wichtiger Aspekt dieser Ignoranz ist:

    “Hier ist alles möglich, das steckt mich so an, da kann ich auch loslegen.”

    Für viele Leute ist queer irgendwas mit sexuell und da wird ganz starkt exotisiert und sexualisiert. Sexualität (und dann schnell im Sinne von Erotik) quasi als DAS definierende Moment von „queer“. Die queere Party ist dann der Ort, wo „alles erlaubt“ ist und der Sex quasi schon in der Luft liegt. Und dazu dann noch die eigene eingeübte Selbstverständlichkeit und das Sich-Ignoranz-bezüglich-der-Strukturen/Codes/Besonderheiten-des-mich-umgebenden-Raums-Leisten-Können, das fegt ja dann jegliches Gefühl für eventuelle Grenzen beim fröhlichen Differenzkonsum hinweg.

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    1. Teile des Ganzen

      Absurd (und traurig) wird es halt dann, wenn LSBTQ*-identifizierte Menschen eben nicht mehr das Gefühl haben, ihr Begehren füreinander und ihre Erotik/Sexualität miteinander ausdrücken zu können, weil die Cisheten gerade im Zuge ihrer erotisch ach-so-befreiten Feierlaune und selbstverständlichen Raumnahme den eigentlich queeren Raum zu einem für LSBTQ*-Menschen unsicheren und begrenztem Ort machen…

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  7. carrot cake

    Wie berechtigt das Anliegen, keine knutschenden „Hetero-Paare“ auf „queeren“ Partys sehen zu wollen, auch ist und wie nervig auf der Tanzfläche Herumstehene (egal ob hetero oder nicht, egal auf welcher Party) auch sind: Vielleicht muss man das Phänomen gar nicht in dieser Weise soziopsychologisieren. Vielleicht geht es einfach nur darum, sich als Paar zu zeigen, um nicht angemacht zu werden? Klar: Das muss man nicht machen, schon gar nicht stehend auf der Tanzfläche, aber das wäre meine erste Vermutung, die ich sehr viel einleuchtender finde als das ganze Geschwurbel über Normativität. Dabei geht es – so meine Vermutung – nicht so sehr darum, als Mann nicht von einem Mann und als Frau nicht von einer Frau angemacht werden zu wollen, sondern eher darum, dass man glaubt, auf einer „queeren“ Party geht es noch viel mehr ums Anmachen und Angemachtwerden als auf anderen Partys.

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    1. laufmoos Artikelautor

      Hey carrot cake,

      danke für den Kommentar und die Gedanken.
      Hier würde ich tatsächlich gerne das machen, was ein kritisches Umgehen mit Heteronormativität sein könnte. (Was nicht heißt, dass ich Dich hier als heteronormativ bezeichne, sondern, dass in dem Post einige heteronormative Denkmuster auftauchen.)

      Als Anregungen zum Kommentar:

      Warum sollte ich von mir heteronormativ gelesenes Verhalten auf einer queeren Party nicht soziopsychologisieren? Alles mögliche wird soziopsychologisiert, warum sollte ich genau an der Grenze aufhören, wo mein Artikel ansetzt? Warum ist die Frage, ob sich Leute auf Partys heteronormativ verhalten und was sie damit bewirken (können), plötzlich nicht mehr so wichtig?

      Sich als Paar zu zeigen, um nicht angemacht zu werden, bedeutet aber erst mal, dass die Paarkonstellation eine ist, die Anmachen eher verringert. Bestimmte Paare (oder Beziehungen mit mehr als zwei Personen) erhöhen die Wahrscheinlichkeit, angemacht zu werden, wenn sie sich als Beziehung zeigen. Und hier Angemacht werden sowohl im negativen wie im „positiven“ (der häufig auch nur ein übergriffig-negativer ist) Sinne.

      Warum die Annahme, dass es auf queeren Partys zu einem erhöhten Anmachen kommen könnte? Das erinnert mich jetzt sehr stark an die schon in y-facher Ausführung gehörten Ängste, Heter@ würde auf einer schwulen/lesbischen Party sofort angebaggert werden. Siehe auch anna-sarahs Kommentar weiter oben.

      Meine über mehrere unterschiedliche Partys gesammelte Erfahrung sagt eher, dass auf queeren Partys weniger grenzüberschreitend angebaggert/angemacht wird. Und das sogar, wenn es explizit Sex-/BDSM-Partys sind, wo das Anmachen irgendwie einer der Sinne so einer Party ist.

      Eine kritische Auseinandersetzung mit Heteronormativität wäre für mich, sich zu überlegen, woher Gedanken kommen, die eine Veranstaltung mit queer im Namen mit einem erhöhten Maß an Sexualität verbinden.

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      1. carrot cake

        Mit Deinen Ausführungen über Anmachwahrscheinlichkeiten etc. und insbesondere mit dem letzten Satz bin ich völlig einverstanden. Der diesbezügliche Satz in meinem Kommentar war nur eine (nicht so wichtige) Zusatzannahme zu dem Punkt, den ich machen wollte. Ich habe dabei von einem „Glauben“ gesprochen, was auch ein „Gefühl“ sein kann. Von Deiner Antwort fühle ich mich also nicht so richtig getroffen.
        Und: Natürlich kann man alles soziopsychologisieren und das kann ja auch einen Wert haben – ich habe ja gar nicht gesagt, dass Du das nicht sollst oder dass die Frage nicht wichtig ist. Alles was ich sagen wollte ist, dass es für das beobachtete Verhalten eine Erklärung gibt, die ich für einfacher und naheliegender halte. Die muss der Erklärung von Dir gar nicht unbedingt widersprechen, wobei ich mir da im Moment nicht sicher bin.

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  8. Lalala

    Der Zweck queerer Parties war ursprünglich, Räume zu schaffen, in denen Menschen nicht wegen ihrer Geschlechteridentität und sexuellen Präferenzen ausgegrenzt werden. Und nun wollen einige Besucher dieser Parties dieselbe Diskriminierung unter umgekehrten Vorzeichen etablieren. Das ist ein großer Rückschritt- die heterosexuellen Paare sollen also so unerwünscht sein wie das schwule Paar auf einer Heteroparty. Schöne Logik.
    Ein heterosexuelles Paar geht nicht auf eine queere Soli-Party, um seine Heteronormativität zu reproduzieren, sondern um zu feiern und gleichzeitig den Zweck zu unterstützen. Durch ein solches Jakobinertum verliert man nicht nur die Einnahmen durch Hetero-Paare, sondern auch deren Solidarität.
    Das einzig perverse an queeren Veranstaltungen sind die Leute, die sich mit ihrer professionellen, passiv-aggressiven Opferroutine erdreisten, anderen Menschen vorzuschreiben, wer wem gegenüber Zuneigung bekunden darf. Queere Parties wollten genau diese Geisteshaltung immer überwinden.
    Es kann doch nicht angehen, dass jedes Hetero-Pärchen zum Agenten des Patriarchats verklärt wird, wenn sich öffentlich küsst.

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      1. Lalala

        „critical hetness“ bedeutet in diesem Kontext, Menschen auf Repräsentanten einer Gruppe zu reduzieren, ohne ihre individuellen Motive anzuerkennen. Das geht aber an der Sache vorbei.

        Dadurch, dass sich ein heterosexuelles Paar öffentlich küsst, nimmt es niemandem die Freiheit, eine nicht-heterosexuelle Partnerwahl zu treffen. Darin liegt auch keine „Aneignung“- schließlich nimmt man niemandem etwas weg. Die Legitimität eines Verhaltens bestimmt sich solange nicht nach der Frage, ob sich jemand gestört fühlt, wie die Freiheit eines anderen nicht eingeschränkt wird.

        Deine ganze Argumentation beruht auf dem Fehlschluss, dass eine Ausweitung der sexuellen Selbstbestimmung von LGBT-Menschen mit einer Einengung der Freiheiten von Heterosexuellen einhergeht. Dieser Schluss beruht auf der falschen Prämisse, dass Menschen nur Repräsentanten einer Geschlechteridentität sind. Sie sind erfreulicherweise mehr als das. Diese Reduktion ist im Kern anti-individualistisch. Mit einer solchen Argumentation kann man keinen anständigen Begriff von Freiheit bilden. Freiheit ist aber der Grund, weshalb dir niemand vorschreiben darf, wen du zu lieben hast.

        Also: Küsst sich ein Hetero-Paar in der Öffentlichkeit? None of your damn business! Küsst sich ein homoxexuelles Paar in der Öffentlichkeit? None of your damn business!

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        1. laufmoos Artikelautor

          Lalala,

          meine fehlschlüssige Argumentation beruht jedenfalls nicht auf einem Formulieren von Freiheitsansprüchen, die ohne gesellschaftliche Machtstrukturen gedacht werden.
          Freiheit mag ja sehr wohl bei der Freiheit der anderen aufhören, vor dem Hintergrund gewaltsam durchgesetzter gesellschaftlicher heteronormativer Zweigeschlechterordnung verteilt sich aber die Vorstellung davon, wessen Freiheit bis wohin gehen darf, sehr ungleichmäßig, ich möchte gar sagen: unfair.
          (Als Denksportaufgabe: Wo sind die Grenzen heterosexueller Küsse in der Öffentlichkeit? Wo die Grenzen homosexueller Küsse?)

          Und btw: Mein damn business auf meinem Blog ist es, meine Gedanken zu schreiben. Dein damn business auf meinem Blog ist es, aufmerksam zu lesen und mir nicht Sachen zu unterstellen, die ich nicht geschrieben habe.

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          1. Anna-Luisa

            „vor dem Hintergrund gewaltsam durchgesetzter gesellschaftlicher heteronormativer Zweigeschlechterordnung“

            Küssende Heten setzen heteronormative Zweigeschlchterordnung gewaltsam durch? Ernsthaft?

          2. Pearl

            Die Argumentation von Lalala trifft es für mich: der Text reduziert oder generiert das Phänomen „Heten knutschen auf Queer-Parties“ auf/als ein Schema, dass mit gesellschaftlichen Machtstrukturen zusammengedacht wird. Die Frage der Privilegien und ihrer Wirkung ist eine sehr komplexe und ihre Beleuchtung in sogenannten subkulturellen Kontexten, die in der Praxis oft doch nicht so „anders“ daherkommen, sehr wichtig. Allerdings sollte dies mit dem entsprechenden Feingefühl erfolgen, insbesondere wenn von einem soziologischen Blick die Rede ist.

            Mit anderen Worten halte ich die pauschalisierte Qualität der Schlüsse für sehr problematisch, die mich an kaum anderes als die Projektion von Kategorien erinnert, die mit *Queer* doch eigentlich überwunden werden sollten. Dabei liegt auf der Hand, dass eine entsprechende Intentionalität oder einfache Kausalität in dem Umfang schlichtweg kaum zu Schlussfolgern ist. Das zunächst zur Kritik an der Methode.

            Diese formuliere ich nicht zum Selbstwillen, sondern weil die auf ihr basierenden Schlüsse reale Konsequenzen haben. Die traurigste dessen wäre wohl die von Lalala angesprochene Exklusionslogik, nach der bestimmte Geschlechtsidentitäten und Begehren auf Queerparties verbannt werden sollen, weil die Freiheit aller Nicht-Cis und Nicht-Heter@ davon abhängen würde. Das wäre die Rückkehr zur kategorischen Sortierung der Menschen und ihres Wertes und meiner Ansicht nach weit entfernt von Queer. Gelungene Queerparties machen für mich eine akzeptanz aller Geschlechtsidentitäten und Begehrensformen aus: die Möglichkeit des Auslebens all dieser, das ist wahre Freiheit.

            Aber einfacher: die Frage die sich mir an den genannten Beispielen eher stellt: was für eine Queer-Party ist das, auf der offensichtlich eine Gruppe von Personen derart raumeinnehmend agiert, dass eine große Zahl von Gästen vom angenehmen Aufenthalt abgehalten wird (in dem Fall vom Tanzen). Und weshalb fehlt anscheinend ein Mechanismus entsprechende (Konfliktsituationen) angemessen zu lösen? Das nachträgliche theoretisieren mag ein Ventil sein, relevant wäre jedoch die Verhandlung der Raumnutzung im Moment. Und noch einfacher die Bitte, die Tanzfläche doch bitte zu räumen, damit niemand vom Tanzen abgebracht wird. Gäbe es auf diese Forderung, die anscheinend im Interesse des Großteils der Anwesenden gewesen ist, eine anmaßende Reaktion, erst dann würde ich an dieser Stelle ehrliuch gesagt ein Problem ausmachen.

        2. distelfliege

          ach glaub mir, lalala – diese ganze demonstrative heteroperformance überall und in der häufigkeit und eintönigkeit nimmt leuten sehr viel raum weg und erdrückt die vielfalt der möglichkeiten. und das sag ich als hetera.

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    1. acknowlli

      Es gibt keine (oder nur sehr wenige) „Hetero-Parties“. Das sind Parties für alle, und dort findet Diskrimierung statt.
      Und wir reden nicht – wie du schreibst – von „jedem Hetero-Pärchen“, das sich „öffentlich“ küsst, sondern von denen, die sich dafür ohne jede Not den EINZIGEN Raum auf der Erde aussuchen, wo das nicht ihr Privileg ist. Und dann kommst du und schreist „Diskrimierung“. Geht’s noch? Ihr könnt auf der Straße rummachen, ohne dass jemand ankommt und euch „ihr gehört vergast“ entgegenschmettert. Es spielt keine Rolle, ob du persönlich das auch machst oder nicht. Du brauchst keinen Schutzraum zum Knutschen, ich aber schon. Und du nimmst ihn mir, ohne Grund. Ich gehe dort hin um mal keine Heteros zu sehen. Es ist mir egal, ob du dich deswegen ungerecht behandelt fühlst. Es gibt diesen Raum nur, weil ich dieses Gefühl jeden Tag habe und mal ne Stunde Pause davon brauche.
      Wenn es auf queeren Parties als Problem angesehen wird, dass diese zu sehr von Heteros eingenommen werden, ist das keineswegs Diskrimierung. Im Gegensatz zu LGBTI-Personen brauchen Heteros nämlich keinen Schutzraum, weil sie ohne einen solchen keinen Verlust an Freiheit hinnehmen müssen. Ich hingegen muss das, wenn man mir meinen Schutzraum streitig macht. Ich diskriminiere nicht, wenn ich dort keine Heteros sehen will. Ich will einen Schutzraum, wo ich einmal in mehreren Monaten für zwei Stunden das habe, was du IMMER hast. Wenn du dort geduldet wirst, bist du eben geduldet. Mehr aber nicht. Du wirst übrigens auch hier nicht angespuckt – was redest du also von „derselben“ Diskriminierung?

      Ich habe einmal erlebt, wie ein Araber (er war hier zu Gast, in seiner Heimat steht auf Schwulsein die Todesstrafe) in einer schwulen Bar in völliger Panik rausgestürmt ist, als er dort ein Heteropaar gesehen hat. Alle haben verstanden, was in dieser Situation vor sich ging – außer dem Hetenpaar, die sich nicht mal vorstellen konnten, dass es „sowas wirklich noch gibt heutzutage“. Ja, das gibt es – in 77 Ländern der Erde. Für schlappe 4,8 Millarden Menschen ist Diskrimierung Teil der Gesetzgebung – und dieser Schutzraum auch ein Schutzraum vor der Staatsgewalt. Dass du die Dreistigkeit hast, dich über „Diskriminierung“ zu beschweren, wenn DU diesen Schutzraum verletzt, ist nicht grade sensibel und zeigt, wie sehr diese noch gebraucht werden – auch hier.

      Vielleicht denkst auch mal daran, dass Homophobie auch in den Köpfen der Schwulen und Lesben nicht einfach am Anfang der Pubertät ausgeschaltet wird und das war’s. Die Umgebung queerer Parties ermöglicht vielen, die erst am Anfang des langen (oft lebenslangen) Prozesses stehen, sich selbst akzeptieren zu lernen, zum ersten Mal in ihrem Leben offen aufzutreten. Wenn du Abende lang um die Eingangstür eines schwulen Ladens herumschleichst und irgendwann eintrittst, nachdem du dich mehrmals umgeschaut hast ob dich auch keiner reingehen sieht, willst du auch nicht unbedingt drinnen die heterosexuellen Kumpels deines großen Bruders treffen. Das könnte nämlich am nächsten Tag auf die Fresse geben. – Das ist keine Gruselstory, das habe ich persönlich erlebt.

      Der Tenor des Artikels ist auch nicht, dass Heteros immer unerwünscht sind, sondern er erklärt warum von Heteros auf queeren Parties ein gewisses Maß an Sensibilität erwartet wird. Wenn du diese Sensibilität mitbringst, bist du willkommen! Alles klar?

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      1. Lalalalala

        [disclaimer von laufmoos: Ich habe zwei Kommentare von Lalala nicht freigeschaltet, weil siehe hier An die Lesenden. Argumentationen wie Lalalas kriege ich immer wieder hier zu lesen, die meisten schalte ich nicht frei, vor allem, weil ich die konstruktiven Diskussionen hier super finde und keine Energie mehr auf die Grundsatz-„Du hast die falschen Bücher gelesen“-Debatte verwenden will.]

        Was du schreibst, ist unschlüssig. Sorry.
        Entweder du sagst, es müsse einen Schutzraum geben, in dem LGBT-Menschen ihre ersten Erfahrungen machen können und sich in ihren Präferenzen ausleben können, ohne dass sie Sanktionen durch Heterosexuelle außerhalb dieser Räume fürchten müssen. Dies entspräche deinem Konzept, das in manchen Regionen der Welt notwendig und in jeder Region der Welt legitim ist. Man macht einen Club auf und bestimmt Regeln. Wer gegen diese Regeln verstößt, fliegt.
        Oder du sagst, dass Heterosexuelle in solchen Schutzräumen nicht knutschen sollen. Das setzt aber voraus, dass sie Einlass haben. Wenn Heterosexuelle Einlass haben, dann kann es sich nicht um einen Schutzraum der oben beschriebenen Art handeln.
        Wenn Heterosexuelle Einlass haben, dann widerspricht es dem Anspruch, gleiche Rechte ungeachtet der sexuellen Orientierung zu haben und es liegt eine Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung vor. Das widerspricht dann grundsätzlich dem Konzept queerer Parties und müsste wiederum gerechtfertigt werden. Man kann dies aber nicht mit dem Verweis auf das Bestehen eines Schutzraumes rechtfertigen, weil schon kein solcher vorliegt. Dass Heteropaare nicht rumknutschen dürfen, verhindert auch nicht, dass Homosexuelle Paare dadurch Probleme bekommen können (was durchaus passieren kann), dass sie von Heterosexuellen gesehen und „denunziert“ werden können, denn Heterosexuelle müssen nicht rumknutchen, um im nachhinein anderen Menschen das Leben schwer zu machen, indem sie Ereignisse auf den Parties außerhalb der Parties wiedergeben.

        (Übrigens danke an den Blogbetreiber, dass meine Kommentare nicht freigeschaltet werden. Da hat wohl jemand Angst vor einem offenen Diskurs unter Bedingungen der Waffengleichheit.)

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  9. RitaLina

    also mal voran: oh jaaaa, hetenperformances in queeren räumen nerven, mich auch und auch schon lange. was mich aber auch nervt, ist das (sollte ich nichts überlesen haben) nicht einmal gebrochene unsichtbarmachen von den immer brav mitgenannten aber selten mitgedachten Bi s. Klar passen bi-frau* und bi-mann* paare vielleicht meistens als straight. klar ist das in der öffentlichkeit auch meist mit allen entsprechenden privilegien verbunden. wenn ich, die ich als frau passe mit meinem cis-typ liebsten unterwegs bin, erlebe ich einen himmelweiten unterschied zu dem alltag, den ich mit meiner cis-frau-liebsten habe.
    ich selbst handhabe es auch so, dass ich, wenn ich mit meinem lover unterwegs in queeren räumen bin, auf meine performance achte und weiß, dass ich mit ihm 10000 heten-räume zur verfügung habe, in denen wir (dazu noch beide weiß-deutsch) ungestört kuscheln, knutschen, herzen können. deswegen kann ich in queeren räumen einfach auch mal die pfoten von ihm lassen und diese eher zum stressfreien rumsüßen mit der liebsten nutzen.
    trotzdem möchte ich kritisch in die diskussion werfen, dass biphobie ebenfalls n ding ist, dass im alltag nervt. sowohl innerhalb queerer räume als auch im mainstream-alltag. und auch für solche diskriminierungserfahrungen sollten lgBtqi-räume ne sichere alternative bieten. ganz am anfang des textes (den ich im übrigen super finde und auch supporte!) sprichst du davon, dass du die beobachtung auf einer so gelabelten party gemacht hast. und du sagst auch, dass du natürlich nicht weißt, ob die paare heten waren. und ich kenne den refelex, menschen als heten einzuordnen selbst sehr, sehr gut. nur das ich mittlerweile auf der seite stehe, die für hetig gehalten wird. und das ist oft scheiße.
    Ich bin genau die high femme, die (und es ist mir bewusst, mit welchen alltagsprivilegien das einhergeht) als hete durchgeht. wenn ich mit meinem lover auf der party geknutscht hätte, hättest du über ihn (ebenfalls bi) und mich geschrieben. und dann hätte der text heißen müssen „Biküsse auf queerpartys“. aber so heißt er nicht, weil wir nicht sichtbar sind. ja, vielleicht ist das ein anderes thema, das sehe ich ein. und ja, ich sag ja selbst, dass ich meinen lover in queeren räumen nicht wild abknutsche und das auch richtig finde. aber das Bi-Paare, die aus frau* und mann* bestehen automatisch zu heten werden, die queere räume nicht selbstverständlich nutzen können finde ich doch irgenwie mal was zum nachdenken. oder dann eben das B aus der LBGTQI-Party rausnehmen. denn bi ist nicht nur bi, wenn mensch single ist und wird nicht lesbisch/schwul oder eben hete, wenn er_sie wen dated oder eben knutscht.
    just saying…

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  10. fabina

    es wird eine(!) richtige These aufgestellt: „In diesem Moment wird den übrigen Besucher_innen der Veranstaltung gezeigt, dass sich hier einige nicht den Regeln des Raumes beugen wollen und es auch nicht müssen. Also wird ein Machtgefälle wieder_hergestellt, das sowieso schon existiert, auch in diesem Raum, immer.“
    eben weil heteronormativität nicht weg-performt, geschrieben oder gelabelt werden kann ist der queere raum eben nur eine Idee. Es wäre auch dann kein queerer Raum, wenn Heteros keinen Zugang oder ein Kussverbot hätten. Denn die Preise an der Bar, der Zugang zur Information, dass diese Party stattfindet, der Türsteher am einlaß, die Act’s des abends und die anderen Gäste sind qua Anwesenheit privilegiert. Denn sie haben den Zugang zu Information, können sich die Getränke leisten, sind reingekommen und können da auftreten/sind gebucht worden… es ist nicht nur „verkürzt“ sondern gefährlich Personengruppen für das nicht-erfüllen einer Idee verantwortlich zu machen, vor allem dann wenn es die Verhältnisse sind, die wir ändern müssen/wollen.

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  11. mo

    ich lese hier viele gute Gedanken – erstmal danke für den Text überhaupt und auch einige der das Ganze weiterdenkenden Kommentare!
    ich kann das sehr gut nachvollziehen und bin schon aus vermeintlich sicheren Räumen rausgegangen, weil ich Cis-Hetero-Love-Performances als raumverunsichernd und einengend empfunden habe.
    Danke also!

    @anna-luisa:
    niemensch hier hat gesagt, dass küssende cis-hetera_os gewaltvoll handeln in dem Sinne, wie Du es formulierst. sie handeln vor den benannten sehr wohl gewaltsamen Strukturen. und wenn sie dies unreflektiert in sämtlichen Räumen tun, dann ja, stützen und schützen sie diese Strukturen und die in ihnen geltenden Regeln. und ja, Gewalt ist sehr vielfältig und facettenreich. Wäre schön, wenn mensch sie immer am Baseball-Schläger erkennen könnte. Leider kommt sie oft auch im Gewand der Toleranz daher und wirkt subtil und von hinten durch die Brust ins Auge.
    und ja – wer das nicht reflektiert – der_die handelt unter Umständen auch an Stellen gewaltvoll, an denen er_sie dies nicht bemerkt oder vermuten würde.

    @lalala:
    aus meiner Sicht verdrehst Du Argumente und ihre Grundlagen – und ich kann und mag das so nicht stehen lassen.
    ja, queere Räume sollen auch Räume sein, in denen mensch Schutz vor Diskriminierungen aufgrund von Sexualität und Geschlechternormierungen finden kann. einfach mal ich sein und mein Begehren und Nähe zeigen, ohne immer gleich über die Schulter zu schauen oder (im vermeintlich harmlosesten Fall) angestarrt zu werden.
    Das gilt doch aber nicht für every-day-cis-hetero-performances! nicht in diesen Räumen! Das sind Schutzräume, safe spaces – potentielle Entspannungsinseln! und ja, die sind weniger safe und gemütlich, wenn ich dort das erlebe, was ich jeden Tag in U-Bahn, Büro und Uni oder sonstwo ohnehin schon als Dauerschleife präsentiert bekomme – wohlbemerkt immer mit dem Subtext, dass diese Freiräume nicht für mich gelten.
    und ja, ich bin NICHT der Meinung, dass es die gleiche Form von Diskrkiminierung ist, wenn cis-heteros gebeten werden, in solchen Räumen (for one f*ing night!) mal die Hände von einander zu lassen, oder sich wenigstens in eine nicht deutlich einsehbare Ecke zu verziehen! Willst Du ernsthaft behaupten, dass das vergleichbar ist mit dem, was sich nicht in heteronormative Skalen passende Menschen jeden Tag reinziehen müssen an shitstorms, bösen blicken und gewaltvollen Übergriffen?
    Ein sicherer Ort wird manchmal nur über Ausschlüsse und markierte Grenzen sicher für diejenigen, die sonst nirgendwo sicher sind. und wir reden hier ja nicht davon, das cis-heteros nicht auf die Parties dürfen (wobei ich selbst das unter Umständen nachvollziehbar finde). wir reden hier darüber, dass dann absolut legitimer Weise, ein achtsamer Umgang verlangt werden kann, der ausnahmsweise mal nicht entlang der eigenen privilegierten comfort-Zone gestaltet wird. Zu viel verlangt? nein, finde ich nicht.
    Eine_r will als cis-hetero_a trotzdem rumknutschen? Dann geh vor die Tür – for the moment – andere tun das für’s Rauchen, sollte also kein Problem sein. oder schlicht auf eine andere Party.
    und nein, das ist keine Einengung Deiner Sexualität und ihres Ausdrucks! weil Du verdammt nochmal tausende Räume zur Verfügung hast, jeden Tag!
    und ja, Du schränkst mich damit in meiner Sexualität, meiner Identität und meinen Ausdrucksweisen ein! weil Du mir die Luft nimmst, die ich mir für einen Abend, für diesen einen Raum, erkämpft habe. weil mir der Atem weg bleibt, wenn ich mich fühle wie sonst in der UBahn. und weil ich dann anders handel, weniger frei, mit mehr Unsicherheit im Bauch. nicht, weil ich paranoid bin oder komisch – sondern weil mein Raum dann nichts besonderes mehr ist, nicht mehr safe, zumindest aber deutlich weniger frei.

    und weißt Du was? wie ich mich fühle, was das mit mir macht – das kann tatsächlich nur ich beurteilen und nicht die cis-hetero-Person auf meiner Party! wenn ich also sage, ich fühle mich eingeschränkt und mein Raum ist weniger frei und safe – dann ist das so. und ja, dann kann ich darum bitten, dass in meinem Raum zur Abwechslung mal andere Regeln gelten als sonst überall, an dieser Stelle Regeln der Achtsamkeit für cis-hetero_as!

    soweit.
    in hopes for the better…
    mo.

    PS: Deine Analogien kenne ich aus der Rassismus-Debatte. Wenn „weiße“ aus „Schwarzen“ Räumen ausgeschlossen werden oder dort zum Zuhören aufgefordert werden, heißt es auch regelmäßig, das sei umgekehrter Rassismus. Eine wirklich Schauer verursachende Argumentationslinie für mich. Ich will an dieser Stelle nicht darauf einsteigen oder den Fokus dieser Diskussion verschieben. ich fand es nur so auffällig, dass ich es benennen muss.

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    1. Pearl

      Auf meinen Beitrag ist bisher leider nicht eingegangen worden. Vielleicht, wenn ich die Frage kürzer formuliere. Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen dem Verzicht von Heteropärchen auf Intimitäten und der Schaffung eines sicheren Raumes für alle Formen Identitäten und Begehren? Dieser Zusammenhang bleibt mir bislang schleierhaft. Für mich entsteht eher der Eindruck, als würde die Argumentation der Logik folgen, dass im sog. „subkulturellen Raum“ die Ordnung verkehrt werden müsse, um die gewünschten Machtverhältnisse zu schaffen. Das ist meines Erachtens ein Trugschluss. Eher sollten nicht-exklusive Mechanismen geschaffen werden, die allen Anwesenden den gleichen Zugang zu den Praktiken ermöglichen, die in Privilegiensysteme eingebunden sind. Neue Exklusionsmechanismen zu etablieren, auch wenn sie in Anbetracht der gesamtgesellschaftlichen (!) Verhältnisse gerecht erscheinen (wodurch diese im unmittelbaren Kontext allerdings Gefahr laufen, projeziert und greifbar ausagiert zu werden, ohne der konkreten (!) Situation und den Beteiligten gerecht zu werden), sind denke ich kaum in der Lage FreiRäume zu etablieren. Sie generieren lediglich neue Ausschlüsse und Sanktionen, letztlich Normen und Normierungen, fern von Freiheit.

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  12. sirupjev

    ich kann vieles von dem, was du ansprichst zustimmen, aber streckenweise klingt es mir zu sehr nach dem ruf nach der szenepolizei. ich finde sogenannte quere türsteher_innen, die musternden blicke, das abchecken, ob eine_r szenecodes drauf hat, mittlerweile so unerträglich, dass ich lieber zu hause bleibe. diese orten, an denen passiv-agressive Körpersprache mit queerness verwechselt wird.
    ich gehe nicht (mehr) auf parties, auch nicht auf queere, weil ich als alte spiessige heterosexuelle hausfrau gelesen werde, die den jungen, androgynen, dünnen und subkulturell gekleideten stereotypen nicht entspricht.

    Antworten
  13. Mira

    Hey Ihr,

    Ich finde das ganz und gar nicht schlimm knutschende Heteropärchen auf der Tanzfläche zu sehen. Wir wollen ja überall akzeptiert wrden und sollten daher auch die vielfalt der Sexuellen Vorlieben akzeptieren.
    ich jedenfalls knutsche mit meiner freundin überall, egal ob Hetro oder Queerparty, in der Nahn oder sonstwo…ich lass mich da nicht einschrenken und nur so wird es zur Normalität…

    ihr schrenkt euch doch selber ein, wenn ihr unterscheidet wo sich heten und homos küssen dürfen. darüber denke ich keine sekunde lang nach, sondern genieße mein glück. somit habe ich die selben grenzen, die selben freiheiten, das selbe glück genießen zu dürfen….so wie alle heterosexuellen…ich unterscheide mich nicht von ihnen, denn auch ich liebe!

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  14. John Dean

    Als Heter ™ würde ich auf einer Queerparty nicht rumknutschen. Ob die ganze Theorie zu dieser Rücksichtnahme stimmig ist (Raumnahme etc.) weiß ich nicht, ist mir aber auch egal. Für mich ist einfach der Punkt, dass an diesen Orten sich eine Menge Leute aufhalten, die sich von einem derartigen Verhalten belästigt bzw. unangenehm irritiert fühlen würden. Da ich als knutschwilliger Heter ™, im Fall der Fälle, stattdessen auch ganz einfach vor die Tür treten kann, sehe ich die „Rücksichtsnahmebürde“ (so nenne ich das mal) in diesem Fall als ziemlich gering an, zumal ich in meinem Leben an allen anderen Orten meine Bedürfnisse relativ frei ausleben kann. Tja und dann auch noch mitten auf der Tanzfläche: Das hat für mich, pardon (sonst bin ich da viel toleranter) sogar einen recht deutlichen Moment der Provokation in sich, ein klares „Schaut alle her!“.

    Finde ich an solchen Orten sehr unpassend. Meine persönliche Theorie als Heter ™ lautet also: „Es muss nicht sein, dass (einige) Leute von mir relevant gestresst sind, die diesen speziellen Raum viel mehr benötigen als ich.“

    Wobei ich daraus jetzt nicht unbedingt ein Dogma machen wollte, oder diese Regel für sinnvoll erweiterbar halte für Räume, die nicht dezidiert queer sind. Aber auf einer Queerparty ausgerechnet auf der Tanzfläche (!) wildes Heterorumgeknutsche, das überschreitet bei mir den Toleranzrahmen deutlich. Einen schüchternen Hetenkuss ™ in einer dunklen Ecke, auch wenn es sich um eine Queerparty handeln sollte, würde ich aber schon anders beurteilen. Auch, weil da ein „guck doch weg!“ immer möglich ist. Im Gegensatz halt zur Tanzfläche.

    Als Mensch bin ich nicht für alle schlechten Gefühle zuständig, die Irgendwer anderes bei meinem Anblick empfindet. Genau genommen, ist mir da sogar weitgehend egal. Aus Prinzip. Nur, andere (und zudem vergleichsweise schutzbedürftige) Leute gezielt abzunerven, das geht dann für mich schon zu weit.

    Antworten
  15. Alex_a

    Auch von mir noch ein großes Danke an laufmoos für den Artikel. Auf die ärgerliche Diskussion oben will ich eigentlich nicht eingehen, sie ist nur der Beweis dafür, dass es nach wie vor Schutzräume und wohl auch Ausschlüsse aus diesen Schutzräumen braucht.

    Zwei Tage, nachdem ich Deinen Text gelesen hatte, war ich auf einem Konzert mehrerer explizit queerer Rapperinnen, deren ganze Musik sich um (Heter@-)Sexismus dreht und – es mag vielleicht an selektiver Wahrnehmung liegen, aber ich kannte das in diesem Ausmaß nicht von den üblichen Queerparties hier – da viel dieses Phänomen so stark ins Auge, dass mir auch ganz anders wurde und ich mich richtig unwohl gefühlt habe. Keines der Nicht-Hetero-Paare, die an dem Abend auch in großer Zahl anwesend waren, hat auch nur annähernd so offensiv Körperlichkeiten ausgetauscht, wie die Heter@paare, die bereits vor Beginn des Konzerts, als die Tanzfläche noch fast leer war, zentral in der Mitte des Raumes geknutscht (usw) haben.

    Mag es bei queeren Parties vielleicht noch in Betracht kommen, dass da nicht registriert wurde, wo mensch sich befindet, aber bei einem (auch etwas teureren) Konzert, bei dem nur Künstlerinnen auftreten, die genau derartige Phänomene in ihrer Musik ständig und immer wieder thematisieren und in fast jedem Song eine Heter@normativitätskritik steckt, da frage ich mich wirklich, wie irgendwer sich da „versehentlich“ hinverirren kann, ohne den Kontext mitzukriegen. Schon ärgerlich, denn das Konzert war phantastisch und alles war an dem Abend super, bis auf diesen einen Punkt, der die Stimmung dann doch immer wieder runtergezogen hat.
    Umso mehr: Danke für den Artikel und auch für die angenehmen Kommentare von Menschen, die auch wissen, wie sich das anfühlt!

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  16. Ne_Me

    HuHu,
    Dein artikel hat mir eine neue perspektive aufgezeigt die mir hilft die critical Hetness debate etwas besser zu kapiren. Aber so richtig einverstanden bin ich mit all dem noch nicht. Daher ein par nachfragen …. oder Kritik punkte …

    ich finde es etwas schwirig Heteroseksuelen Menschen nicht zuzugestehen das diese Queer sind/ sein können …

    und die regeln die du als so selbsverstendlich für Quere partys Proklamirst. Sind glaube ich gar nicht so selbstverstendlich. Und aus meiner sicht sogar falsch. Den selbst für Heterosexuele Menschen stelt eine Quere party eben einen schutzraum dar. Weil ich mich (jedenfalls hofentlich) eben nicht mit dem ganzen Sexismus auseinander setzen muss. der mir als als Frau zu lesende Person so entgegen schlegt. Und was du schreibst klinkt für mich leider nach dem Klische der schwulen bar aus der Frauen rausgeworfen werden.
    Ich lase mich aber gerne eines besseren beleren wen du mir den unterschid erkleren kannst.

    Ich finde es total wichtig sich mit den eigenen Privilegien auseinander zu setzen. Und ich bin mir durchaus bewust das selbst in dezidirt Linken reumen es einen unterschid macht ob ich als als frau gelesene person nen Typen oder ne Typin küße.

    Aber soll daraus folgen das ich die die Typin zwar küßen soll /darf … den Typen aber nicht.
    ich weiß es geht nicht um Knutschverbote – das wird in der Debate ja permanent betond.

    Ich knutsche mit beiden …. fieleicht nicht gerade auf der Tanzfleche wen es da eng ist …..
    Aber ich finde auf einer Queren party solte raum für alle sein auch für „Heten-Pärchen“ was ich auch eine unangeneme bezeichnung finde. Selbst wen ich mich selbst nicht als Hetero definire stößt mir das unangenm auf.

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  17. Pingback: Heten-Flecke und echte Queerness – SchwarzRund

  18. Charly

    Wow! Was für eine Diskussion! Was für ein Text. Heieiei da merkt man mal wieder, wo man sich selbst für ultra-informiert hält und dann eigentlich gar keine Ahnung hat. Ich bin hier irgendwie über rassismuskritische Texte und Critical Whiteness hergekommen, dann etwas hängengeblieben… und stelle mal wieder fest, was man da noch alles lernen könnte. Critical-hetero-äh-heteroness…? Macht natürlich total Sinn, hab ich aber noch nie von gehört, zum Glück gibt es das Internet, zum Glück gibt es Menschen, die ihre Texte und Gefühle veröffentlichen, auch wenn die Reaktionen darauf manchmal schmerzhaft sind.
    Oje, ich war erst auf einer queeren Party in meinem Leben, und hatte das als total tollen Raum wahrgenommen, weil ich (obwohl ziemlich cis-hetero, aber eben – weil genervt von weiblichen Rollenzuschreibungen – viel mit Geschlechterrollen und Feminismus auseinandergesetzt) dort zum ersten Mal in meinem Leben einen Haufen Leute getroffen habe, die sich alle mit Geschlechterrollen und Identitätszuschreibungen und -konstrukten auseinandergesetzt hatten (…logisch, klar, aber ich dachte irgendwie vorher es ginge mehr so um Sexualität – AH! Ignoranz.). Witzigerweise hatte selbst ich als cis-hetero aber eben „andere“ Frau da das Gefühl eines geschützten Raumes – aber ich brauche diesen geschützten Raum wohl extrem viel weniger, als andere Menschen, die ansonsten den ganzen Rest der Normalität als ungeschützt empfinden. Das klingt jetzt naiv, aber das war mir echt nicht so bewusst, inwieweit so eine Party eine „andereNormalität“ bietet, und dass das schützt.
    Zum Glück haben wir nicht geknutscht, denke ich jetzt, wenn ich diesen Text lese, denn das wir damit irgendwem auf die Füße getreten wären (um es milde auszudrücken), da wäre ich überhaupt nicht draufgekommen. Geschweige denn, dass es als Vereinnahmung des geschützten Raumes interpretiert werden könnte. Selbst als einfühlsamer und kritischer Mensch fehlt mir einfach diese Diskriminierungserfahrung, um mir das selbst herzuleiten. Danke, dass du mich teilhaben lässt an deiner Perspektive. Wenn du das so beschreibst, kann ich es nachfühlen (naja… du weißt schon, nicht so ganz, aber nachvollziehen vielleicht) und verstehen, warum das nicht geht, und warum queere Veranstaltungen viel mehr sind als eine alternative Party.
    Du hast mir damit ungefähr zehn Augen geöffnet heute. Und gute Munition für neue Normalitätsdebatten gegeben. Danke.

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